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Eierlage in Schönecken, © Junggesellensodalität Schönecken

Eierlage in Schönecken

Ein spektakulärer Osterbrauch in der Eifel

Hier ist Tempo gefragt – in Schönecken geben zu Ostern seit Jahrhunderten die Junggesellen Gas. Der beschauliche Burgflecken Schönecken im Westen der Eifel wird an Ostermontag zum Publikumsmagneten, seine Ortsmitte wird zur Rennstrecke für Rekorde. Im Mittelpunkt stehen zwei ledige Männer, die Mitglied der Junggesellensodalität sind: Raffer und Läufer, gekleidet in eine historische Kluft. Beide trainieren schon Wochen vorher, beide schenken sich nichts, beide kämpfen um Sekunden. Wer ist eher am Ziel: der Läufer, der ins Nachbardorf und zurück spurten muss? Oder der Raffer, der währenddessen 104 rohe, über eine steile Gasse verteilte Eier einzeln aufsammeln und heil abliefern muss? Echte Höchstleistungen bei Ausdauer und Geschick sind gefragt. 

Tausende stehen am Wegesrand und feuern die Junggesellen an, alle fiebern mit. Der dramatische Showdown entscheidet sich im Herzen der kleinen Stadt. Im Festzelt geht es dann bis in die Nacht mit Musik zur Sache. Den beiden Wettstreitern gebührt der Ehrentanz. Die Sodalität nimmt nur unverheiratete „Jungs“ ab 18 Jahren auf, aber beim Feiern sind alle gern gesehen – Frauen natürlich, Gäste und Einheimische. Damit Raffer, Läufer und alle anderen wieder zu Kräften kommen, gibt es am Osterdienstag im Vereinslokal die gesammelten Eier in Form von leckerem Rührei.  


„Wir sind ein eingeschworener Haufen“ 


Was steckt hinter der Junggesellensodalität von Schönecken?
Stefan Hermes, Mitglied des Vereins, verrät es. 

Eine Jahrhunderte alte Tradition trifft auf moderne Jungs: Die Eierlage in Schönecken ist nicht nur ein Event, der viele Touristen anzieht, um einmal urwüchsige Eifel vom Feinsten zu erleben. Sie ist auch der Höhepunkt des Jahres für die rund vierzig jungen Männer, die der Junggesellensodalität des Burgfleckens Schönecken angehören.  

Eine Sodalität ist eine ursprünglich religiös motivierte Bruderschaft – und nicht anderes ist die Schönecker Variante, welche die seit zweihundert Jahren überlieferte Eierlage ausrichtet. „Wir sind überhaupt nicht dogmatisch, aber ein paar Grundsätze haben wir schon“, sagt Stefan Hermes. „Erstens sind unsere Mitglieder nicht verheiratet und haben keine Kinder… Freundinnen gehen natürlich schon“, räumt er lächelnd ein, „aber die bleiben beim Vereinsgeschehen außen vor. Zweitens legen wir Wert darauf, dass wir auch kirchliche Feiertage wie den Tag zu Ehren des Heiligen Blasius oder karitatives Engagement im Dorf mitmachen.“  

Die Sodalen gestalten den Karneval mit, sie sorgen bei Kinderfreizeiten und einem Seniorentag für gute Laune bei Alt und Jung, sie sind auf der Kirmes mit von der Partie… kurzum, sie machen alles mit, was zu einem typischen Eifeler Dorfleben gehört. Und dann gibt es da noch etliche Treffen übers Jahr, wo es einfach nur um den Spaß geht, Grillgut und Stubbis mit Bitburger Bier inklusive. Berühmt sind die Junggesellen jedoch für die fast olympiareife sportliche Action, die sie rund um Ostern auf die steilen Schönecker Gassen bringen. Sie küren aus ihren Reihen einen Raffer, der 104 rohe Eier einzeln auflesen und heil in einen Korb legen muss, während ein Läufer 7,6 bergige Kilometer ins Nachbardorf und zurück rennen muss. „Ohne Training geht das nicht“, erläutert Stefan Hermes, „das ist echt anstrengend!“ Raffer und Läufer sind zur Freude des dicht gedrängt am Straßenrand stehenden Publikums in klassischer weißer Kluft unterwegs. Der Sodalitäten-Vorstand – bestehend aus Hauptmann, Brudermeister und Fähnrich – mischt sich nobel in Frack und Zylinder unters Volk. Der Rest der Mitglieder begnügt sich mit Anzug, Hut und Krawatte. 

Der Lohn der atemberaubenden Mühe von Raffer und Läufer, bei der es keinen Verlierer, sondern nur zwei Sieger gibt: eine goldene Uhr, ein goldenes Feuerzeug, Blumenstrauß, Ehrentanz, Party im Vereinslokal mit extrem viel Rührei und das ganze Jahr über viel Anerkennung. „Das hat sich bis heute gehalten: Die beiden bekommen ganz viel Respekt und Ansehen.“ Das ist auch ein Motiv für die jungen Männer, sich bei der Junggesellensodalität zu engagieren. „Natürlich steht der Spaß im Vordergrund, außerdem ist das Gemeinschaftsgefühl toll. Wir sind echt ein eingeschworener ‚Haufen‘. Aber wir sind auch im Dorf sehr präsent, und wer einmal Raffer oder Läufer war, der gilt etwas.“  

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